Das Zungenbändchen ist das Verbindungsglied zwischen Zunge und Mundboden. Eine anatomische Fehlbildung wie eine Verkürzung zieht in der Regel eine Funktionsstörung nach sich, die sich bis zu CMD (Craniomandibuläre Dysbalance) im Erwachsenenalter äußern kann. Ist das Zungenband genetisch bedingt zu kurz geraten, entstehen Probleme bei der Entwicklung des Oberkiefers. Die Zunge ist zudem in ihrer Mobilität eingeschränkt.
Bereits beim Säugling können Auffälligkeiten beobachtet werden, wie Stillprobleme und eine reduzierte Zungenbeweglichkeit. Das verkürzte Zungenbändchen wird meist bei den ersten Kontrolluntersuchungen des Babys vom Kinderarzt diagnostiziert. Oder eine Stillberaterin macht darauf aufmerksam. Wenn das Stillen Probleme verursacht, sollte ein Arzt ( Kinderarzt) zur Abklärung zurate gezogen werden.
Wie entsteht ein zu kurzes Zungenband?
Zu Entwicklungsbeginn des Embryos bilden Zunge und Mundboden eine Einheit. Spätestens im dritten Schwangerschaftsmonat wird die Zunge frei beweglich, indem sie sich vom Mundboden löst. Wenn dieser Vorgang nicht richtig abläuft, bleibt ein Überbleibsel bestehen, das die Beweglichkeit der Zunge stört. Die beschränkte Zungen-Flexibilität bringt dann Probleme im Saug-, Schluck- und Atemmechanismus mit sich. Ein zu kurzes Zungenbändchen ist auch unter dem medizinischen Fachbegriff Ankyloglossie bekannt - die angeborene Verwachsung der Zunge mit dem Mundboden, basierend auf einem verkürzten Bändchen. Beim Zungenbändchen (Frenulum linguale) handelt es sich um eine von Schleimhaut umgebene Muskelfalte, die das Zungenunterteil mit dem Mundboden verknüpft. Bei etwa 5% aller Neugeborenen wird ein zu kurzes Zungenbändchen vom Arzt festgestellt.
Was sind die Symptome für ein zu kurzes Zungenband?
- Das Baby kann nicht richtig an der Brust der Mutter andocken
- Der Säugling will überdurchschnittlich häufig gestillt werden
- Die Milchaufnahme macht dem Säugling Probleme
- Starke Blähungen
- Schluckauf
- Weißer Belag auf der Zunge
- Das Kind schreit viel
- Entzündete oder wunde Brustwarzen bei der Mutter
- Schmerzen der Mutter durch ungünstige Haltung
- Rücken- und Nackenbeschwerden der Mutter
- Das Kind hat Probleme mit dem Sprechen wegen des verkürzten Zungenbändchens
Weißer Belag auf dem hinteren Teil der Zunge kann ein Hinweis darauf sein, dass das Zusammenspiel von Zunge und Gaumen gestört ist. Die Zunge kann sich nicht am Gaumen säubern, und es kommt zu sichtbaren Ablagerungen.
Straffes Zungenbändchen: Welche Probleme können im späteren Alter auftreten?
Das heranwachsende Kind kann bis zum Erwachsenenalter eine ganze Menge gesundheitliche Probleme entwickeln. Spätfolgen können Kieferfehlstellungen und schiefe Zähne sein. Auch die Anfälligkeit für Infekte ist erhöht, wenn die Mundatmung dominiert.
Falls Mundboden- und Halsmuskulatur permanent gefordert und belastet werden, können daraus schmerzhafte Verspannungen und Kopfweh bis zur Migräne resultieren. Auch bei Patienten, die schnarchen, ist oft ein zu kurzes Zungenband der Trigger.
Hier sind der Arzt und der Zahnarzt gefordert, die rechtzeitig mit einer operativen Behandlung für eine Korrektur sorgen und so Folgeschäden abwenden können. Vorab wird die Beweglichkeit der Zunge präzise überprüft. Bei dem Eingriff erfolgt dann die Durchtrennung des Bändchens.
Wie läuft die Entfernung des Zungenbandes ab?
Die Ankyloglossie wird in der Regel mit einer Frenotomie behandelt, einem minimalinvasiven chirurgischen Eingriff, der die Durchtrennung des Zungenbandes impliziert. Die Frenotomie erlaubt eine freie Beweglichkeit der Zunge. Diese Operation sollte so schnell wie möglich durchgeführt werden, um die Voraussetzungen für ein problemloses Stillen zu schaffen. Der Arzt oder Zahnarzt nimmt den Eingriff unter Lokalanästhesie oder in Vollnarkose vor. Der Eingriff dauert weniger als eine halbe Stunde. Dabei wird die Zunge vom Zahnarzt nach oben geschoben, in dieser Position fixiert und das Zungenbändchen durch einen Schnitt gekappt (Frenotomie). Die selbstauflösenden Fäden müssen nicht entfernt werden. Nach der Heilung der offenen Wunde empfehlen sich leichte Dehnungsübungen, damit die Wundränder nicht verkleben. Die Rekonvaleszenz dafür umfasst zirka vier Wochen. Die Nachsorge durch die Stillberaterin ist in jedem Fall elementar, um den Stillvorgang und die Beziehung zwischen Säugling und Mutter während des Stillens positiv zu beeinflussen.
Was muss ich vor dem Eingriff beachten?
Soll die Frenotomie in Narkose erfolgen, darf der Patient mindestens sechs Stunden vor der Anästhesie keine Nahrung und keine Flüssigkeit zu sich nehmen! Über eine eventuell notwendige Medikamenteneinnahme am Operationstag muss der zuständige Anästhesist vorab informiert werden.
Welche Verhaltensmaßregeln gelten nach der OP?
Nach einer ambulanten Zungenband-Operation wird der Patient nach dem Eingriff noch für einige Zeit ärztlich beobachtet, bevor er von seiner Begleitung abgeholt wird. 24 Stunden nach dem Eingriff ist die Anwesenheit einer Aufsichtsperson obligatorisch. Bis zum vollständigen Abklingen der Narkose darf der Patient weder essen oder trinken. Sollten sich leichte Schmerzen bemerkbar machen, sind diese mit vom Arzt oder Zahnarzt empfohlenen Schmerzmitteln meist problemlos in den Griff zu kriegen. Kalte Getränke und Gerichte sind generell angenehmer für den Patienten als warme. Auf den Verzehr von heißen Lebensmitteln, Obstsäften und Kohlenhydratreichem sollte in den ersten Tagen nach dem Eingriff verzichtet werden. Ideal ist weiche Kost. Nach der Nahrungsaufnahme genügt das vorsichtige Ausspülen des Mundes mit lauwarmem Wasser.
Auf eine gezielte Mundhygiene ist zu achten, um Infektionen zu vermeiden. In manchen Fällen kann auch eine schonende Desinfektionslösung zur Vorbeugung von Keimen vom Zahnarzt empfohlen werden.
Nachsorge: Wann sollte sie stattfinden?
Der Zahnarzt teilt den Patienten oder bei Kindern den begleitenden Erziehungsberechtigten/Erwachsenen am Operationstag mit, wann die Kontrolluntersuchung stattfinden sollte.
Falls postoperative starke Schmerzen, gravierende Blutungen im Mund oder Fieber auftreten, ist umgehend der Arzt oder Zahnarzt zu verständigen.
Ihr Zahnarzt in Berlin beantwortet Ihnen jederzeit gerne alle Ihre Fragen. Zögern Sie also nicht, die Praxis zu kontaktieren, wenn Sie ein dringendes Anliegen haben, es zu Komplikationen kommt oder Sie nähere Informationen zum geplanten Eingriff oder dem postoperativen Heilungsverlauf wünschen.
Im Bereich der Lippe kann ebenfalls eine genetisch bedingte Anomalie mit Fehlfunktion vorliegen, die vom Zahnarzt mittels Frenektomie beseitigt werden muss. Ansonsten drohen unter anderem Karies, Parodonditis oder chronische Zahnfleischentzündungen. Zudem kann ohne operativen Eingriff Schmerzen im Mund oder Blutungen durch Einreißen des Bändchens vorprogrammiert sein.
Wann muss ein verkürztes Lippenbändchen behandelt werden?
Manchmal machen auch verkürzte Lippenbändchen Beschwerden. Es handelt sich dann nicht nur um ein rein ästhetisches Manko, sondern um eine orale Beeinträchtigung, die zu komplexen Folgeschäden führen kann. Lippenbändchen, die zu hoch positioniert oder zu stramm sind, können in logopädischen Schwierigkeiten enden. Die Aussprache kann davon in Mitleidenschaft gezogen sein. Oder die Zähne werden auseinandergeschoben, so dass eine Lücke entsteht, das sogenannte Diastema mediale.
Das Lippenbändchen wird vom Zahnarzt in lokaler Betäubung durchtrennt und während des Vernähens verlängert. Die Wunde nach dem kleinen Eingriff ist in der Regel nach sieben Tagen verheilt. Dann werden auch die Fäden gezogen.
Zahnfehlstellungen von Erwachsenen in Folge von kurzen Lippenbändchen bedürfen einer parallellaufenden kieferorthopädischen Behandlung oder Korrektur mit Zahnersatz- zB. Mit Veneers. Bei Kindern kann sich die Lücke nach der operativen Therapie ggf. auch ohne kieferorthopädische Intervention schließen.